Ist die Motivation von Teilnehmenden in Online-Kursen messbar? ELO

Gültigkeitsprüfungen dieses ELOs

Pflichtdaten: Sprache

Sprache: deutsch

Pflichtdaten: Aufgabenaktivität

Aufgabenaktivität: Anwendungsaufgabe

Pflichtdaten: Level

Level: mittel

Pflichtdaten: Gesamte Bearbeitungszeit in Minuten

Gesamte Bearbeitungszeit in Minuten: 15

Teaser-Text:
Lernende möchten, dass ihre Teilnehmenden mit Motivation bei der Sache sind. Im Idealfall lernen sie „im Flow“. Doch woran erkennen Lehrende, wie motiviert ihre Teilnehmenden wirklich sind und was passiert beim Flow-Erleben?  
Achtung: H5P-Inhalte können hier nicht korrekt dargestellt werden. Stattdessen erscheint ein grauer Balken. Um den Inhalt mit H5P-Elementen zu sehen, klicken Sie auf den folgenden Link.
Ist die Motivation von Teilnehmenden im Kursverlauf messbar?

Die Motivation während des Online-Kurses erheben – drei Lehrende berichten von ihren Erfahrungen

Rückmeldung beim Online-Lernen

Feedback zur Motivation, Bild: iStock.com, Prostock-Studio, 

nicht unter freier Lizenz 

Sara Lang und Markus Beich schulen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unterschiedlichen Softwarekomponenten. Da die Teilnehmenden oft in unterschiedlichen Unternehmensstandorten verteilt sind, finden die meisten Schulungen online statt:  

Da wir nicht auf einen Blick sehen können, wie es den Teilnehmenden geht, nutzen wir immer mal wieder die Möglichkeit, in den Videokonferenztools Reaktionen zu senden. Mit Emojis sollen uns die Teilnehmenden die aktuelle Stimmung mitteilen (z. B. zufrieden, müde, demotiviert,…). Je nach Reaktionen machen wir eine kurze Pause, fahren fort oder schauen, wo gerade Schwierigkeiten liegen und gehen darauf ein.“ 

Online-Befragung

Online-Befragung, Bild: iStock.com, anyaberkut, nicht unter freier Lizenz 

Julia Frankfurter gibt Online-Workshops für Selbständige und Führungskräfte. Sie berichtet, wie sie sich Feedback von ihren Teilnehmenden einholt:  

Bei meinen Online-Workshops, die über ein ganzes Wochenende oder sogar mehrere Wochen gehen, bitte ich meine Teilnehmenden etwa in der Mitte, manchmal auch zweimal während der Kurszeit, eine kurze Online-Befragung auszufüllen. Meist habe ich zwei geschlossene Fragen, bei denen die Teilnehmenden einschätzen sollen, ob die Aussage auf sie zutrifft (Der Workshop beinhaltet genau die Themen, die für mich relevant sind., Die Anforderungen und Methoden finde ich passend.) und noch eine offene Frage, wo jeder die Möglichkeit hat, mir ein Feedback zu geben. Ich erhalte dadurch eine gute Rückmeldung dazu, ob meine Planung für die Teilnehmenden passend ist und ob alle motiviert dabei sind. Für die Teilnehmenden sind es nur ein paar Minuten, die sie zusätzlich investieren, und viele finden es sehr gut, dass ich ein Feedback haben möchte.“ 

Auswertung Online-Kurse

Auswertung von Online-Kursen, Bild: iStock.com, HAKINMHAN, 

nicht unter freier Lizenz 

Jens Maur hat mehrere Selbstlernkurse, die er online zur Verfügung stellt. Er möchte bei neuen Kursen wissen, wie diese bei Teilnehmenden ankommen, prüft aber auch bei älteren Kursen, ob diese noch aktuell genug sind oder ob Handlungsbedarf besteht.  

Motivierte Lernende zeigen sich durch bessere Ergebnisse und schnellere Fortschritte. Bereits einfache Learning Analytic Tools helfen mir dabei, diese Kennzahlen zu ermitteln. Einen guten Kurs erkenne ich auch daran, dass die Absprungrate sehr gering und die Lernzeit hoch ist. Mir ist klar, dass ich die Zahlen immer in Relation sehen muss und hin und wieder bin ich auch darauf angewiesen, dass mir die Teilnehmenden ein direktes Feedback schreiben. Aber die reinen Zahlen kann ich mittlerweile auch ganz gut deuten.“ 

Flow-Erleben beim Online-Lernen

Die Flow-Theorie

Am besten und motiviertesten lernen Menschen im Flow-Zustand. Dieser ist gegeben, „wenn Menschen voll in ihrer Aufgabe oder dem Lernfluss aufgehen, Raum und Zeit vergessen und sich nur noch um die Tätigkeit kümmern“ (Becker). Die Flow-Theorie der Motivation (Csikszentmihalyi, 1975) beschäftigt sich mit der Frage, „wie wir genau zu diesem Erlebniszustand kommen, bei dem wir in unserer Arbeit oder einer anderen Tätigkeit aufgehen und alles um uns herum vergessen“ (Becker nach Jackson und Marsh, 1996).  

Eine Herausforderung wird laut der Theorie als gut gestaltet betrachtet, wenn sie den individuellen Fähigkeiten entspricht. Was für eine Person angemessen ist, kann für eine andere Person überfordernd oder für eine weitere Person unterfordernd sein (vgl. Csikszentmihalyi, 1990). Die folgende Abbildung zeigt das Modell der Flow-Theorie. 

Die Flow-Theorie

Die Flow-Theorie  nach Csikszentmihalyi, 1975, Bild: Eigene Darstellung nach Becker

Das Modell zeigt, dass die Balance zwischen dem Anspruch einer Aufgabe und dem Fähigkeitsniveau der Person stimmen muss, damit sie in den Flow-Zustand kommt (vgl. Nakamura und Csikszentmihalyi, 2002).  

Ist der Anspruch einer Tätigkeit zu hoch, folgt Überforderung, Beunruhigung und eine geringe Motivation, ein zu geringer Anspruch hat hingegen Langeweile und ebenfalls eine geringe Motivation zur Folge. 

Warum ist ein Flow-Erleben beim Online-Lernen erstrebenswert?  

Ein Flow-Zustand ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:  

  • „ein Gefühl des Verschmelzens mit der Aufgabe bzw. Tätigkeit
  • jeder nächste Schritt fließt wie von allein aus den vorangehenden Schritten (daher der Begriff Flow)
  • eine tiefe und lange anhaltende Konzentration auf nur eine Tätigkeit
  • die Aufgabe verdrängt alles andere aus dem Bewusstsein
  • Personen vergessen das Gefühl für Zeit
  • die Wahrnehmung der Umgebung ist eingeschränkt
  • physiologische Aspekte wie Hunger, Durst, Müdigkeit oder die Toilette zu besuchen sind nur noch eingeschränkt wahrnehmbar
  • das Empfinden, etwas zu bewirken
  • die Überzeugung, kompetent zu sein
  • eine große Klarheit, was zu tun ist
  • Glücksgefühle“ (Becker)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lernende am besten im Flow-Zustand lernen. Eine zu geringe oder zu hohe Herausforderung hingegen führen zu Stress und Demotivation. Lehrende sollten daher die Fähigkeiten und das Vorwissen ihrer Teilnehmenden gut kennen, um die Inhalte und Anforderungen anzupassen. Adaptive Systeme können hierbei hilfreich sein.  

Wie kann ich ein Flow-Erleben messen?

Um herauszufinden, ob die Teilnehmenden in einem Flow-Zustand lernen, können Fragebögen genutzt werden. Menschen, die motiviert und im Flow-Zustand sind, werden den folgenden Aussagen stark zustimmen (aus: Rheinberg et al. 2003, S. 11):  

  • "Ich weiß bei jedem Schritt, was ich zu tun habe.
  • Die richtigen Gedanken/Bewegungen kommen wie von selbst.
  • Ich habe das Gefühl, den Ablauf unter Kontrolle zu haben.
  • Ich habe keine Mühe, mich zu konzentrieren.
  • Mein Kopf ist völlig klar.
  • Meine Gedanken bzw. Aktivitäten laufen flüssig und glatt.
  • Ich bin ganz vertieft in das, was ich gerade mache.
  • Ich fühle mich optimal beansprucht.
  • Ich bin völlig selbstvergessen.
  • Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht."

Welche Aufgaben können den Flow beim Lernen fördern?

Ideal bei der Aufgabenerstellung ist es, ein Gleichgewicht zwischen Herausforderung und Fähigkeiten zu finden (vgl. Nakamura & Csikszentmihalyi, 2002). Doch was bestimmt, wie anspruchsvoll eine Aufgabe ist? 

Die folgende Abbildung zeigt Aspekte der Arbeitsgestaltung, die eine Aufgabe motivierend machen. Klicken Sie auf die einzelnen Elemente, um sich nähere Informationen dazu anzuschauen:


Referenzen

Becker, F. (2018).  Mitarbeiter wirksam motivieren. München: Springer.  

Becker, F. Flow-Erleben: Theorie von Csikszentmihalyi. München: WPGS. Verfügbar unter: https://wpgs.de/fachtexte/flow-erleben/    (zuletzt abgerufen am  21.08.2024) 

Csikszentmihalyi, M. (1975). Beyond Boredom and Anxiety: Experiencing Flow in Work and Play. San Francisco: Jossey-Bass.

Csikszentmihalyi, M. (1990). Flow: The psychology of optimal experience. New York: Harper Perennial.  

Jackson, S. & Marsh, H. (1996). Development and validation of a scale to measure optimal experience: The Flow State Scale. Journal of Sport & Exercise Psychology, 18, 17-35.  

Nakamura, J. & Csikszentmihalyi, M. (2002). The concept of flow. In C. R. Snyder & S. J. Lopez (Hrsg.), Handbook of Positive Psychology (S. 89-105). Oxford, UK: Oxford University Press.  

Rheinberg, F., Vollmeyer, R. & Engeser, S. (2003). Die Erfassung des Flow-Erlebens. In Stiensmeier-Pelster, J. & Rheinberg, F. (Hrsg.), Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept (Tests und Trends N.F. 2) (S. 261-279). Göttingen: Hogrefe. 

Achtung: H5P-Inhalte können hier nicht korrekt dargestellt werden. Stattdessen erscheint ein grauer Balken. Um die Aufgabe mit H5P-Elementen zu sehen, klicken Sie auf den folgenden Link.
Ist die Motivation von Teilnehmenden im Kursverlauf messbar?

Musterlösung anzeigen

Eine Online-Lernumgebung kann das Gerüst für ein Flow-Erleben bilden, indem Lehrende ihren Kursen Funktionen hinzufügen, die den Flow unterstützen. Das Flow-Gerüst besteht im Wesentlichen aus drei Aufgaben:   

  • Zeit erfassen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit denen Lernenden „am Ball gehalten“ werden können. Zum Beispiel können Seiten oder Einheiten Informationen enthalten, wie viel Zeit Lernende ihnen widmen sollten. Auch kann es Hinweise geben, wann Pausen sinnvoll sind oder es werden natürliche Pausen in das Material eingebaut. Diese sind wichtig für die Konzentration. In synchronen Weiterbildungen kann zu Beginn der Ablauf mit Pausenzeiten bekannt gegeben werden. 

  • Ablenkungen beseitigen

Flow bedeutet, sich tief zu konzentrieren und das Zeitgefühl zu verlieren. Ständige Ablenkungen sind mit diesem Lernkonzept unvereinbar. Deshalb können Lehrende die Teilnehmenden ermuntern, ihr Handy auszuschalten und für das Lernen einen ruhigen Ort zu finden, an dem sie nicht unterbrochen werden. Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung helfen, auch unterwegs im Flow zu bleiben. 

Auch Kurse selbst sollten möglichst ablenkungsarm gestaltet sein. Dieses Gleichgewicht ist nicht leicht herzustellen, denn das Material soll ansprechen und unterhalten, aber nicht überstimulieren. Eine Online-Lernumgebung sollte leicht zu bedienen und die Inhalte gut strukturiert und selbsterklärend sein. 

  • Schwierigkeitsgrad mit Fähigkeitsniveau steigern

Entscheidend ist es, den Schwierigkeitsgrad an das Fähigkeitsniveau der Lernenden anzupassen, so dass sie außerhalb ihrer Komfortzone lernen, ohne sie zu überfordern.  

Durch eine gute Kursbeschreibung, Einstiegstests und eine Abfrage der Vorerfahrungen können Lehrende das Niveau der Teilnehmenden einschätzen. Im Verlauf sollte es möglich sein, Aufgaben und Inhalte zu überspringen oder Aufgaben in ihrem Anspruch anzupassen. Mit wachsendem Fähigkeitsniveau sollte sich auch der Schwierigkeitsgrad erhöhen.  

Primäre KSF

motivationale Grundlagen des Lernens

Säule →

↓ Niveau
Wissen Wissen / Können Können
Sehr Hoch
Hoch Die Lehrkraft kann verschiedene motivationale Prozesse und Zustände integriert betrachten und bewerten. Die Lehrkraft kann verschiedene<br /> motivationale Prozesse und Zustände integriert betrachten und bewerten sowie in (neue) situationsadäquate Vorgehensweisen überführen. Die Lehrkraft kann (neue) situationsadäquate Vorgehensweisen entwickeln und umsetzen, die verschiedene motivationale Prozesse und Zustände im Rahmen von Lehr-Lernsituationen berücksichtigen.
Mittel Die Lehrkraft kann verschiedene motivationale Prozesse und Zustände unterscheiden. Die Lehrkraft kann verschiedene motivationale Prozesse und Zustände unterscheiden und bei der Gestaltung von Lehr-Lernsituationen berücksichtigen. Die Lehrkraft kann verschiedene motivationale Prozesse und Zustände bei der Gestaltung von Lehr-Lernsituationen berücksichtigen.
Niedrig Die Lehrkraft kann verschiedene motivationale Prozesse und Zustände benennen. Die Lehrkraft kann verschiedene motivationale Prozesse und Zustände benennen und unter Anleitung auf diese reagieren. Die Lehrkraft kann unter Anleitung auf verschiedene motivationale Prozesse und Zustände reagieren.

Eine blaue Markierung bedeutet, dass das ELO dieser Säule & Niveau-Kombination zugeordnet ist.

(Achtung: Änderungen der Kompetenz-Referenzen werden alle 1-2 Stunden aktualisiert und sind erst dann sichtbar!)

 

ID dieses ELOs: a04289e8-c076-4695-87f3-7cf28adda564

Generierungsdatum Gültig? Generierungsfehler Validierungsfehler Link
08.09.2025 23:00:05 Ja
XML

Hinweis: Links auf das XML müssen mit Rechtsklick und "Link in neuem Tab öffnen" geöffnet werden.